Kurt-Ruths-Preis 2025 geht an Dr. Leon Schumacher und Dr.-Ing. Steven R. Lorenzen
16.06.2025
Der seit 1989 jährlich verliehene Kurt-Ruths-Preis ist mit 12.000 Euro dotiert. Er würdigt herausragende wissenschaftliche Leistungen aus den Fachbereichen Architektur, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften sowie Chemie und wird an Early-Career-Forschende der TU Darmstadt verliehen, die sich durch herausragende Dissertationen ausgezeichnet haben. Der Preis geht zurück auf Kurt Ruths, den langjährigen Sprecher der Geschäftsführung der Braas-Gruppe.
Der Kurt-Ruths-Preis wird in diesem Jahr zu gleichen Teilen an den Chemiker Dr. Leon Schumacher und den Bauingenieur Dr.-Ing. Steven R. Lorenzen verliehen.
Dr.-Ing. Steven R. Lorenzen hat sich in seiner Dissertation mit Methoden zur Überwachung und Lebenszeitverlängerung von Eisenbahnbrücken mit Hilfe von „Drive-by Monitoring“ befasst. Die Überwachung von Brücken mit fest verbauten Geräten ist aufwändig und kostspielig. Beim „Drive-by Monitoring“ werden stattdessen die Züge mit Sensoren ausgestattet, die bei jeder Überfahrt Messungen vornehmen können. So lässt sich mit wenigen Zügen das gesamte Netz kontrollieren. Eine besondere Herausforderung sind dabei die oft kurzen Spannweiten der Brücken bei gleichzeitig hoher Geschwindigkeit der Züge. Lorenzen konnte dieses Problem mit Hilfe der Baudynamik lösen und hat im Rahmen seiner Promotion ein Verfahren entwickelt, bei dem am Zug angebrachte Beschleunigungssensoren beim Überqueren einer Brücke deren Resonanzfrequenz ermitteln.
Brücken sind nicht starr, sondern Strukturen, die sich konstruktionsbedingt bewegen beziehungsweise schwingen können. Diese freie Schwingung nennt sich Eigenfrequenz. Wirkt nun eine Kraft mit der gleichen Frequenz von außen auf die Brücke ein – zum Beispiel durch einen Zug – kann Resonanz entstehen, die Schwingungen intensivieren sich, was im schlimmsten Fall zum Einsturz führen kann. Dank der neuen Methode, mit der sich nun die Resonanzfrequenzen von Brücken ermitteln lassen, können die gefährlichen „Resonanzüberfahrten“ vermieden werden, etwa durch minimale Geschwindigkeitsanpassungen. Die Lebensdauer von Brücken erhöht sich dadurch signifikant.
„Angesichts des schlechten Zustands vieler Brücken in Deutschland und der Belastungen durch neue Zugtypen sind innovative Methoden zur Überwachung und Lebenszeitverlängerung dieser Brücken erforderlich und gesellschaftlich höchst relevant“, sagt der Leiter des Instituts für Statik und Konstruktion, Professor Clemens Hübler vom Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. „Was Steven R. Lorenzen zudem auszeichnet, ist nicht nur die reine Leistung, sondern die Fähigkeit und der Wunsch, darüber hinaus zur Wissenschaft und dem Hochschulbetrieb beizutragen. Meiner Einschätzung nach wird Dr. Lorenzen in Zukunft durch seine Kreativität und Leistungsfähigkeit bedeutende Beiträge zur Weiterentwicklung des Bauwerksmonitorings und der Baudynamik leisten.“
